Freitags ist bei uns immer Krimiabend. Im Anschluss daran interessierte mich als Hobbykoch das Format der Kochsendung Gäste bei Johannes B. Kerner um 23.05 Uhr. Ich kannte es nicht und war also neugierig. Eingeladen waren die TV-Köche Johann Lafer, Sarah Wiener, Rainer Sass, Sterne-Köchin Cornelia Poletto sowie Deutschlands beste Sommelière Paula Bosch, zu dem als Promi TV-Richterin Barbara Salesch. Soweit so gut.
Irgendwie erinnerte mich die Sendung an das Vox-Kochduell, zumindest was den massiven Auftritt an guten Köchen und der Sommelière anbelangte und versprach vom Aufgebot Kurzweil.
Was dann allerdings in dem Kochstudio abging, war den Hauch eines Pfifferlings nicht wert. Schon bei der Vorstellung der Köche/innen und deren Speisen zeigte sich der Moderator wenig informiert und vorbereitet, wirkte bei seinen Fragestellungen nicht neugierig , sondern infantil, und man wurde den Eindruck nicht los, dass Kerner wieder einmal wie ein Fremdkörper durch die Sendung stolperte.
Die Zubereitung des Carpaccios von B. Salesch versehen mit ihrer Aussage, dass sie die Filetscheiben so fertig gekauft habe, ließ schon nichts Gutes erahnen. Johann Lafer rettete die Situation damit, dass er den Zuschauern wenigstens erklärte wie man wirklich frisches Carpaccio vorbereitet und fachgerecht aufschneidet.
Die gemischten Antipasti von Rainer Sass zeichneten sich auch nicht durch besondere Kreativität und handwerkliche Kunst aus. Wenn ein Koch den Geschmack einer Tomate mit dem einer Luftmatratze vergleicht, der ist nicht witzig, sondern einfach blöd und gehört nicht in solch eine Sendung.
Peinlich auch der Auftritt von Sarah Wiener mit ihrem Gericht Pasta al Limone. Weil dieses ihr zu einfach erschien, wollte sie zusätzlich noch ein paar Brötchen backen, wozu ihr allerdings wichtige Zutaten fehlten und deshalb ihre Improvisationskunst zur Schau stellen wollte. Ihr späteres Gemansche mit den Nudeln und der Eier/Zitronenmasse war nicht nur desaströs, sondern ließ jeden Liebhaber der italienischen Küche in den Boden versinken. Einzig und allein Lafer bot gekonnt verständliche Erklärungen zu den Sombrerini mit Muschelragout, die aber bei einem Moderator wie Kerner nicht ankommen konnten, weil dieser den Geschmack von Muscheln nicht kannte und im Hinblick auf sein Kochverständnis mehr als einen albernen Offenbarungseid leistete. Eines konnte er vielleicht als Wissenserweiterung für sich verbuchen, die Erkenntnis, dass Nudeln ohne das Beifügen von Öl gekocht werden. Da waren sich die Spitzenköche einig. Aber dafür braucht man doch keine 60 Minuten Sendezeit, oder?
Das Probieren der einzelnen Speisen glich einem Ausschnitt aus dem Film "Das große Fressen". Einfach widerlich anzusehen wie die Gesellschaft mit den Gabeln in den Speisen herumstocherte, irgendwie den angebotenen Wein den Schlund herunterkippte, herumschmatzte und geschwätzig unverständliche Kommentare von sich gab und das gleichzeitig.
Die fachlich und sachlich gut vorgetragenen Erklärungen von Paula Bosch gingen in dem ganzen Wirrwarr völlig unter, leider.
Trinktemperaturen von Weinen waren auch hier ein Fremdwort für Kerner, dem der Weißwein von 8° Grad aus dem Kühlschrank zu warm war und "fachlich" dafür sofort den Ãœbeltäter gefunden hatte … die Scheinwerfer. Aber Herr Kerner, die leuchten doch nicht im Kühlschrank, das sollten Sie doch wenigstens wissen.
Wie ein aufgescheuchtes Huhn sprang Kerner von Topf zu Topf, um seine naiven Unkenntnisse noch mal schnell mal hier und da unter Beweis zu stellen. Irgendwann kam auch mal bei den bunten Hütchennudeln ein "lecker" drin vor. Ja, das mag ja stimmen, Kinder mögen Nudeln, Herr Kerner, und so kindlich führten Sie auch ihre Zuschauer als Traumtänzer durch das Chaos dieser Sendung.
Ich weiß inzwischen, dass J.B. Kerner sich für keine Peinlichkeit zu schade ist, und er auch kein Fettnäpfchen auslässt, um irgendwie ins Abendprogramm zu rutschen, Hauptsache die Kohle stimmt. Aber die Verantwortlichen sollten wirklich einen Schlussstrich ziehen und ihm klar machen: "Schuster bleib bei Deinen Leisten." Herr Kerner, Sie können in der Tat nicht über den Tellerrand schauen.
Erwähnenswert waren auch noch die durch Kochschwaden vernebelten Kameraeinstellungen. Sollten die zum Happening beitragen, Brechreize unterdrücken oder die Tarnkappe über die unhygienische Arbeitsweise der Kochelite stülpen?
Appetitanregend war die Sendung wahrlich nicht, kulinarische Anregungen konnte man auch nicht finden, für mich war diese Art von Kochkunst im ZDF unterste Schublade. Für Ihr nächstes Kochevent, Herr Kerner, hätte ich auch schon einen passenden Titel: "Würg!" mit Joh. B. Kerner.
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