Heute feiert das mit rund 18 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Bundesland Deutschlands Geburtstag: Nordrhein-Westfalen wird 60 Jahre. Anlass genug, um einmal die letzten sechs Jahrzehnte zu reflektieren und zudem das Land und seine Vielfältigkeit vorzustellen.
Ja eigentlich, aber wo soll man beginnen oder aufhören?
Geschichtlich bleibt vielleicht festzuhalten: Der Krieg war erst drei Monate zu Ende, das Land an Rhein und Ruhr lag in Trümmern, es gab nichts zu essen, kaum Arbeit, keine Schulen und keine Vorstellung davon, wie alles werden könnte.
In dieser Situation zwangsverheiratete die britische Militärregierung am 23. August 1946 die Militärprovinzen Nordrhein und Westfalen in einer Blitzhochzeit zum "Bindestrichland" Nordrhein-Westfalen. Sie wollte damit der Einflussnahme der Sowjetunion auf das Ruhrgebiet und den französischen Plänen, aus dem Revier jeweils zwei eigenständige Staatsgebilde zu machen, zuvorkommen.
Dass die Menschen in der Bundesrepublik bald wieder im Wohlstand leben konnten, haben sie vor allem der schnell wieder erblühenden Wirtschaft in NRW zu verdanken. Es ging so rasant bergauf, dass die Aufträge nur mit Gastarbeitern erledigt werden konnten. 1964 trifft in Köln der einmillionste Gastarbeiter ein. Das Ruhrevier wird zum wichtigsten Ballungsraum in Deutschland und ist es bis heute geblieben. Europa wurde hier schon seit langer Zeit gelebt.
Allerdings zeigte sich auch, dass der große Nachholbedarf geringer wurde. Ab 1963 kommt es zu Zechenschließungen und zur Bergbaukrise. Danach erwischt es auch die Stahlindustrie. Es begann ein langer, schmerzlicher Strukturwandel, der bis heute anhält. Der Anteil der industriellen Produkte liegt nur nach bei 28%, der Rest wird inzwischen im Dienstleistungssektor erwirtschaftet. Ãœber 2 Millionen Menschen sind heute in diesem Tätigkeitsfeld beschäftigt. Den Strukturwandel und die Vergangenheit kann man heute ablesen an den gehegten und gepflegten Bauten der einstmaligen Industriekultur, aus denen Museen, Kulturzentren und Forschungsstätten geworden sind.
In keinem Land der Welt gibt es auf so dichtem Raum so viele Opern, Museen, Theater und Konzerthäuser, insbesondere im Ruhrgebiet. So ist es zwangsläufig eine Bestätigung, dass Essen und mit ihm das Ruhrgebiet zur Kulturhauptstadt des Jahres 2010 gewählt wurde. Auch im Sport steht das Land national wie international auf dem Siegertreppchen. Das haben zuletzt die Teilnehmer und Besucher der Fußballweltmeisterschaft in den NRW-Stadien erlebt. Namen wie Borussia Dortmund oder Schalke 04 sind zu Synonymen für Fußball in Deutschland schlechthin geworden, aber auch für die Begeisterungsfähigkeit der Menschen.
Trotz aller Gemeinsamkeiten, die sich im Laufe von 60 Jahren in NRW ergeben oder entwickelt haben, den Nordrhein-Westfalen gibt es bis heute nicht. Muss es auch nicht, die Symbiose aus dem fröhlichen Rheinländer und dem geradlinigen Westfalen ist etwas Einzigartiges in Deutschland.
Egal ob Kölsch, Moerser Platt, Ruhrdeutsch oder eine Mischung aus allem. Wir können alles. Außer Hochdeutsch.
Persönlich bin ich in NRW auch immer in guter Gesellschaft. Hape Kerkeling wohnt in Düsseldorf, stammt aus Recklinghausen, aus Dülmen kommt Franka Potente, aus Bochum Bastjan Pastewka, aus Hagen Sängerin Nena, aus Gladbeck Mime Armin Rohde, aus Köln Heiner Lauterbach, Esther Schweins kommt aus Oberhausen, Nationaltorwart Jens Lehmann aus Essen, aus Münster Günter Jauch, aus Soest Sänger Sasha, aus Köln Komiker Dirk Bach, aus Düsseldorf Hit-König Campino, Udo Lindenberg kommt aus Gronau, aus Essen der Kabarettist Ludger Stratmann, aus Scholven der Bürger des Ruhrgebiets, Bundesverdientskreuzträger, mein Freund und Koch Heinrich Wächter, aus Rheinberg stammt Claudia Schiffer und Heidi Klum ist gebürtig in Bergisch-Gladbach, und Lucki ist ein alter Bueraner, da wo der Pott kocht ...;-))
Gefeiert wird natürlich auch. Heute und am Wochenende vor allem in Düsseldorf, der Landeshauptstadt, rund um den Burgplatz.
Weitere Links zum Thema:
- 60 Jahre NRW
- WAZ Dossier 60 Jahre NRW
- NRW wird 60
In diesem Sinne herzlichen Glückwunsch NRW, alles Gute und viel Erfolg im Land, in Europa und der Welt.
Hier ein Bild von der Zeche Zollverein, die zum Weltkulturerbe gehört, bei der Veranstaltung Extraschicht.
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