Schlagzeilen der vergangenen Woche stimmen nachdenklich. In NRW tobt wie jedes Jahr wieder ein "Schulkampf". Das beginnt immer ganz harmlos. Zunächst werden wieder Dinge eingeführt - hier Kopfnoten - mit Handreichungen, wo die Schulen wiederum nicht wissen wie behutsam oder sensibel sie damit umgehen müssen, können, dürfen. Ob das Ganze überhaupt sinvoll ist, weiß kein Pädagoge, denn man hatte sie bereits mühsam vor ein paar Jahrzehnten abgeschafft.
Das Einführen der integrativen Gesamtschule in den 70er Jahren kann man als Experiment sicherlich als gescheitert bezeichnen. Grob dargestellt kann man diesbezüglich festhalten, dass die Gesamtschule lediglich verschiedene Schulformen unter einem Dach beherbergt, sogar mit Leistungsdifferenzierungen in A- und B-Kursen. Nun glaubt man ein neues System gefunden zu haben: die "Einheitsschule", und die soll solch eine Wunderwaffe sein, dass sie letztendlich Realschulen und Gymnasien zerschlägt. Berufskollegs wird dabei noch keine Beachtung geschenkt. Manche wissen auch gar nicht, dass es auch dort Wege gibt, die zum Abitur führen. Das gegliederte Schulsystem scheint vielen deshalb ein Dorn im Auge zu sein, weil es Kinder zu früh in Schubladen sortiert, statt sie zu fördern. Dennoch darf man nicht leugnen, dass Stütz- und Förderunterricht an allen Schulformen angeboten wird. Dieser aber kaum genutzt wird, weil man dafür etwas Freizeit opfern müsste. Ich kann mir aus meiner Praxiserfahrung leider nicht vorstellen, dass aus jedem Kind ein Einstein werden kann, weil eine Vielzahl von Bedingungen dem entgegenwirkt. Abgesehen von milliarden-teuren Schulumbauten, der Einstellung von mehr als 10.000 Lehrern, Entwicklung von Lernplänen gibt es immer noch das "Elternhaus", das wesentlich prägend auf die (Schul-)Kinder wirkt und "Fehlentwicklungen" während der Schulausbildung nur noch schwer korrigierbar sind. Da wird auch eine Einheitsschule kein Zaubermittel bzw. Elternhauskorrektiv sein.
In diesem Zusammenhang ist vielleicht eine andere Zahl von besonderer Bedeutung, die in der letzten Woche zu beeindrucken wusste: 1,9 Millionen!! So viele Euro verdienen im Schnitt die Vorstände der 30 größten börsenorentierte Unternehmen im Jahr. So viele Kinder leben auch in Familien, die Arbeitslosengeld II beziehen. Während sich die Gehälter deutscher Manager in den Wolken bewegen, leiden im Lande immer mehr Kinder unter Armut! Festzustellen bleibt hier: Kinder machen nicht arm, wohl aber die fatalistische Kombination von geringer Bildung, Arbeitslosigkeit und Kindern. Für die Politik der Bundesrepublik sollte es deshalb völlig inakzeptabel sein, dass sich der Lebensweg eines Menschen bereits im Kreißsaal entscheidet.
Es ist mit der Liebe wie mit den Pflanzen: Wer Liebe ernten will, muss Liebe säen.
Jeremias
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