Die Protestanten in aller Welt begehen den Reformationstag am 31.Oktober in Erinnerung an den 31. Oktober 1517. An diesem Tag veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasswesens und die Glaubensentfremdung der katholischen Kirche. [Thesenanschlag an die Kirche von Wittenberg]. Der Thesenanschlag an der Wittenberger Schlosskirche gegen den Ablasshandel gilt als Beginn der Reformation. Der Reformationstag ist gesetzlicher Feiertag in den deutschen Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Doch wenige nehmen heutzutage noch Notiz von diesem historischen Ereignis. Vielmehr im Blickpunkt steht das zufällig auf das gleiche Datum fallende Halloween-Fest. Als Halloween wird ein Fest am Vorabend von Allerheiligen in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November bezeichnet, das ursprünglich vor allem im katholischen Irland gefeiert wurde und von ausgewanderten Iren auch nach Nordamerika gebracht wurde. Das Allerheiligenfest am 1. November hat sich von Rom aus verbreitet, das Wort "Halloween" geht vermutlich auf das Wort "All Hallows’ Eve" (Vorabend von Allerheiligen) zurück.
Dass der Ursprung in einem keltischen Brauchtum zu finden sei, hält sich hartnäckig, ist aber wissenschaftlich nicht zu belegen. Helge Gerndt hält dies für völligen Quatsch und rechnet solche Behauptungen der "Kuriositäten-Literatur" zu. Dennoch ist der Abend ein Spaß für Groß und Klein (Masken-Party, Monster-Time, Winterkarneval, Gruselspaß der Spaßkultur). Die "Halloweener" entzögen sich durch den angesagten Kürbis-Spektakel der depressiven Aura von traditionellen Gedenktagen durch die Flucht in die ironische Maskerade, vermutet die Züricher Anglistin und Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen: "Die Amerikaner hatten immer schon ein spielerisches Verhältnis zu jenseitigen Welten." Harald Baer, Theologe an der Katholischen Sozialethischen Arbeitsstelle in Hamm, rät zur Gelassenheit. Halloween sei "ein weiterer erlebnisintensiver Event" der Spaßgeneration. Prof. Dr. Grünzweig von der Uni Dortmund meint zur Beliebtheit von Halloween: "Zwischen Ostern und Weihnachten gab es bisher eigentlich keinen festen Tag, an dem alle mal so richtig gemeinsam feiern können, mit festen Ritualen und Verkleidungen. Mit Halloween haben wir nun so ein großes Ereignis." Einig ist man sich darin, dass der Fun-Faktor eine Rolle spielt. Der Anlass ist egal; Hauptsache, es ist etwas los. Die zeitliche Nähe zum Karneval mag auch eine Rolle spielen.
Letzteres ist sicherlich auch der Grund für die Verkleidungen, die man aus gruseligen Hollywoodstreifen kennt. Selbst die Rübe aus der Jack-O'-Lantern Legende wurde wegen der höheren Attraktivität zum orangefarbenen Kürbis umfunktioniert. Bei uns ist das amerikanische Original viel gruseliger angelegt, eigentlich schon überamerikanisiert, Vorstellungen von Amerika werden hineinprojiziert. Einen Halloween-Burger wie bei McD* in Dortmund kennt man in den Staaten nicht.
Nein, ich möchte nicht dem Handel und Veranstaltern das Spiel verderben, ebensowenig den Kindern mit ihrem "trick or treat" (Süßes oder Saures) oder den Erwachsenen, die Spaß an diesem Grusel-Fest und der Geisterstunde haben.
Mir stellte sich nur die Frage nach der Wertigkeit von religiösen Tagen. Sie scheinen mehr und mehr in den Hintergrund zu rücken. Aber umgekehrt sieht es auch nicht besser aus. Bei einer Umfrage unter Jugendlichen, was den Halloween bedeute, erhielt man bei dröhnender Discomusik Antworten wie: "Ja, ich glaube das hat was mit Jesus zu tun, wurde der da nicht geboren?"
Nein! Ehrlich nicht! ...aber ich werde darüber nachdenken ...
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