Samstag, 16. Dezember 2006
Fanmeile ist Wort des Jahres
Auch in sprachlicher Hinsicht war die Fußball-WM in diesem Jahr das herausragende Ereignis: "Fanmeile" ist das Wort des Jahres 2006. Dies gab die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden bekannt.
Mit der Wahl würdigte sie den prägenden Charakter der Weltmeisterschaft auf die Stimmung in Deutschland. Auch in GE war sie Ausdruck des diesjährigen Lebensgefühls. Nun bleibt die "Fanmeile" im kollektiven Gedächtnis als Bild und als Wort. Ein Hauch vom "Sommermärchen" bleibt uns in der Sprache erhalten.
Die Fanmeilen haben breite Schichten ergriffen und vereinten Menschen jeden Alters und jeder Herkunft. Die Fans feierten die Mannschaften, die Stimmung und sich selbst. Vereint im Siegestaumel und im Schmerz der Niederlage.
Die Fußballfans aus der ganzen Welt, die "zu Gast bei Freunden" waren, nahmen ein Bild des guten und des fröhlichen Deutschlands mit nach Hause. Sie waren die eigentlichen, großen Gewinner dieser WM und bekommen nun durch die "Fanmeile" noch ein Denkmal. Von nun an sogar mit dem Gütesiegel der Sprachforscher.
Ausgelassen und friedlich feierten die mexikanischen Fans auf der Fanmeile in GE-Buer vor dem Spiel ihrer Mannschaft in der Arena.
Montag, 10. Juli 2006
Italien Weltmeister im Glück
Die Abschlussfeier mit Shakira und Soul-Sängerin Toni Braxton war kurz und knackig. 12 Minuten dauerte die Zeremonie im Berliner Olympaistadion, dann begann das Endspiel.
Mensch, welch ein Auftakt. Elfmeter für Frankreich in der 5. Minute, und Z. Zidane verlädt Buffon mit einem herrlichen Lupfer. Weltklasse! in der 22. Minute dann der Ausgleich durch Materazzi, der den Eflmeter verschuldet hatte. Welch ein Schlagabtausch. Kein hochklassiges Spiel, aber dramatisch und rasant. In der zweiten Hälfte klare Vorteile für die Franzosen, die temporeicher agierten, sie wirkten frischer. Nach regulärer Spielzeit 1:1. Verlängerung! Die Frage war: wer würde nun dem Gegener den entscheidenden Knockout versetzen? Frankreich hatte weiterhin das Spiel unter Kontrolle, dazu viele Großchancen. In der 110. Minute rastete dann Zidane aus, mit einem Kopfstoß nach verbalen Attacken von Materazzi, streckte er diesen nieder,...Tätlichkeit, Platzverweis!! Welch ein Bärendienst, völlig unnötig. Was hat sich Zidane dabei gedacht? Eine Laudatio nach der anderen hätte er heute lesen können. Man hätte das "Hohe Lied der Fußballkunst" für ihn angestimmt. Mein Gott, welch ein Abschied von der Fußballbühne. Die Stimmung des Finales kippte. Nach 120 Minuten kein Sieger. Elfmeterschießen! Zum zweiten Male in der Geschichte der WM wird das Finale so entschieden. Am Ende verschießt Trezeguet einen Elfer, die Italiener hingegen zeigen keine Nerven, verwandeln alle und werden somit Weltmeister 2006. Bella Italia tanzte!
Vier Wochen Kaiserwetter und zum Abschluss noch ein brilliantes Feuerwerk, das war der Schlußpunkt einer großartigen WM in einem ebenso tollen wie sympatischen Gastgeberland. "Man sollte die Stimmung in Flaschen abfüllen und in die ganze Welt verschicken", so ein Kommentar. "Danke, Deutschland für Eure Gastfreundschaft", so war auf einem Transparent zu lesen. Ein Dank auch für die bewegenden Momente der letzten Woche. "A time to remember", so war es auf einem Spruchband der FIFA zu lesen. Kaiser Franz, der das WM-Organisations-Komitee leitete, meinte überschwenglich: "Hier hat alles gepasst. Bei den Fanfesten haben unterschiedliche Rassen, Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Religionen neben einander gestanden. So stellt sich der liebe Gott die Welt vor.". Ja Franz, so war's!
Für mich als Chronist geht nun auch ein Blogkapitel zu Ende. Es war eine schöne Zeit, es hat Spaß gemacht, die Spiele zu verfolgen und darüber zu berichten. Es war aber auch schön zu sehen, dass so mancher weibliche (Nicht-) Fan sich hat dennoch von dem allgemeinen Fußballvirus anstecken lassen, meine Beiträge gelesen und auch kommentiert hat. Dafür ein herzliches Dankeschön!
Heute packen wir unsere Koffer und am frühen Morgen geht es dann wieder ab in den Süden. Urlaub! Die Finca und Malle rufen ...lach, aber keine Angst, wir machen keine Pause, auch von dort werden wir uns wie gewohnt melden. Macht's gut!!
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Wenn alle Tage im Jahr gefeiert würden, wäre Spiel so lästig wie Arbeit.
William Shakespeare
Sonntag, 9. Juli 2006
Weltmeister der Herzen gewinnen 3. Platz
Das war doch zum Abschluss noch einmal ein versöhnlicher Abend mit dem Sieg unserer Nationalmannschaft über Portugal (3:1). Drei Tore von Schweinsteiger, wobei das zweite von Petit abgefälscht wurde, bescherten im "kleinen Finale" Millionen Fans ein großes Fußballfest. Deutschland nun zum dritten Mal nach 1934 und 1970 Dritter einer Fußball-WM. Zum Abschied gab es folglich noch einmal ein kräftiges Beben auf der nach oben offenen Euphorieskala. Einfach traumhaft! Sicherlich hat die WM den deutschen Fußball verändert, aber auch aufgezeigt, dass in Zukunft einiges an Geld investiert werden muss, um den Abstand zu den Spitzenmannschaften zu minimieren. Auch die Frage, was sonst noch bleiben wird von diesem Sommer der Liebe zum Fußball und dem überall gestärkten Patriotismus, ist längst nicht entschieden.
Nachher gibt es dann das Finale Italien gegen Frankreich. Möge der Bessere oder Glücklichere den Weltpokal holen, irgendwie bin ich diesbezüglich völlig neutral. Die Frage danach bleibt. Was macht man den lieben Tag lang ohne WM ...lach. Eins ist klar, bei mir muss das Eckige (meine Augen) wieder rund werden ..smile, die Fahnen werden langsam eingeholt und für die kommende Europameisterschaft sorgfältig verstaut. Wegwerfen, nein! Was eben noch stolz am Autofenster hing, das kann man nicht mit Füßen treten.
Unseren Jungs kann man nur zur ihrer Leistung gratulieren. Sie haben alles gegeben und Weltklasse-Fußball gespielt, und wir können nur hoffen, dass wir auch in Zukunft solch ein Engagement sehen dürfen und die Vereine der Bundesliga ihrem Beispiel folgen werden.
Samstag, 8. Juli 2006
WM nimmt langsam Abschied
Persönlich merke ich es auch. Das WM-Fieber klingt langsam ab. Die Luft dieses fußballerischen Großereignisses ist langsam raus, obwohl noch die wichtigsten Spiele ausstehen. Unser Team tritt heute gegen Portugal mit einer neuen Mannschaft an. Die Ersatzspieler kommen zum Einsatz. Eine noble Geste, wie ich finde, für all diejenigen Mitstreiter, die noch nicht im Rampenlicht standen. Pokale für uns gab es auch schon. Unser Poldi wurde zum besten Nachwuchsspieler der WM gewählt. M. Klose kann noch den Goldenen Fußballschuh als bester Torjäger erringen, und auch für den besten Spieler des Turniers haben auch noch drei Deutsche ein Eisen im Feuer.
Eins kann man aber jetzt schon sagen. Wenn alles gut geht wie bei dieser WM, dann ist Fußball tatsächlich ein völkerverbindendes Fest. Dann gibt es Impulse für die Integration, dann sind Völkerfreundschaft und Internationalität keine leeren Worthülsen. Deutschland sollte den Schwung der Weltmeisterschaft und damit die Weltoffenheit, die Toleranz und die Aufgeschlossenheit gegenüber Unbekanntem in den Alltag hinüberretten. Damit wäre schon viel gewonnen. Ein Vorrat an guter Stimmung für den Herbst und den Winter kann nicht schaden, wenn die Politiker uns weiterhin tief in die Tasche greifen, und wir ihren fantasievollen Begründungen Glauben schenken sollen.
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Wir brauchen nicht so fortzuleben, wie wir gestern gelebt haben. Machen wir uns von dieser Anschauung los, und tausend Möglichkeiten laden zu neuem Leben ein.
Christian Morgenstern (1871-1914)
Freitag, 7. Juli 2006
Ausnahmezustand in GE
Ausnahmezustand herrschte gestern beim Konzert von Tokio Hotel. Ãœber 20.000 weibliche Fans jubelten ihren Idolen zu. Schon am Nachmittag schlug der Pegel beim Soundcheck der Gruppe auf der nach oben offenen Kreischskala mächtig aus. Als sich dann um 16.00 Uhr die Tore öffneten, flitzten die Mädchen wie einst Stan Libuda über die Flügel zur Bühne. Luftfeuchtigkeit ca 90%. Noch mal vier Stunden warten. Die Stadt GE versorgte die Fans bei der schwülen Witterung mit Brötchen, Berliner Ballen und reichlich Wasser. Manche hatten 14 1/2 Stunden auf diesen Moment gewartet. Bis dahin erlitten über 100 Teenies Kreislaufschwächen vor Aufregung oder durch Verausgabung beim Kreischen, wenige mussten die ärztliche Versorgung in einem Krankenhaus in Anspruch nehmen. Um kurz nach 20.00 Uhr dann eröffneten dann Billy, Tom und Co das Konzert mit ihrem Song "Jugendfrei". Ab da waren die Emotionen nicht mehr zu bremsen, und die Girls gerieten völlig aus dem Häuschen beim Hit "Durch den Monsun".
Kaum 500 Meter Luftlinie entfernt, spielte James Blunt im Amphitheater im Nordsternpark vor ca. 5000 Zuschauern. Musik fürs Herz aus seinem Erfolgsalbum "Back to Bedlam".
Heute gehen die Fan Feste in GE zu Ende mit einem ausverkauften Open-Air Konzert von Bryan Adams. Der kanadische Rockstar setzt zum Abschluss noch einmal einen Höhepunkt mit seinen zeit- und schnörkellosen Songs.
Mittwoch, 5. Juli 2006
Ende der Träume
Gehofft habe wir ja alle schon, doch nach 118 Minuten habe die Azzurris unsere Mannschaft eiskalt erwischt und mit zwei Toren die deutschen WM-Träume platzen lassen. Da hilft jetzt kein wenn und aber, die Italiener waren in der Verlängerung einfach einen Tick besser als unsere Elf und haben verdient gewonnen. Unsere Jungs haben nicht enttäuscht, sondern sind bei der WM von Spiel zu Spiel über sich hinausgewachsen, zeigten Riesenleistungen. Wir können ruhig stolz auf unser junges Team sein. Es hat Millionen von Fans begeistert und hat auch wesentlichen Anteil an diesem neuen Wir-Gefühl im Lande. Hoffen wir, das Deutschland das bleibt, was es seit Wochen ist, nämlich ein sympatischer Gastgeber für gute Freunde aus aller Welt. Vielleicht ist das sogar noch mehr wert als der Titel.
Wir, die wir die Feierlaune nun schon so ausgiebig geübt haben, feiern einfach weiter. Egal - ob bei der nächsten Steuererhöhung oder den nächsten Gesundheitsreformen - einfach Autokorso, Fahne raus und Party.
Sie bleiben auch weiterhin gut gelaunt, die echten deutschen Fußballfans ...
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"Nichts Süßeres gibt es, als der Sonne Licht zu schaun"
Friedrich von Schiller (1759-1805)
Montag, 3. Juli 2006
Türkischer Abend beim Fan Fest in GE
Gestern waren wir zu einem Fan Fest in der ehrwürdigen "Kampfbahn Glückauf" (Eröffnung 1928) zu Gast. Die Tickets für dieses Konzert hatte meine Frau Brigitte bei einer Aktion der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) gewonnen. Also machten wir uns per Straßenbahn gegen 18.30 Uhr auf den Weg. Temperaturen zu dieser Zeit im Stadion über 30°C. So suchten wir nach einer klassischen türkischen Stärkung - Döner - zunächst einmal ein schattiges Plätzchen auf der denkmalgeschützten Haupttribüne auf.
Und dann ging's los. Sümer Ezgü eröffnete das Konzert mit einer Musikmischung aus Folklore, Hip-Hop und orientalischen Klängen. Er berrscht auch die 'balama', ein traditionelles türkisch-anatolisches Saiteninstrument. Ich muss gestehen, am Anfang war die Musik für uns etwas gewöhnungsbedürftig, aber wir fanden im Verlauf des Auftritts die Präsentation gut gelungen.
Star des Abends war aber das internationale Pop-Idol aus der Türkei Mustafa Sandal, der die 2000 überwiegend weiblichen Fans in Stimmung und Verzückung brachte. In Deutschland nahm Mustafa Sandal gemeinsam mit der VIVA Moderatorin Gülcan Karahanci seinen Hit 'Aya Benzer' neu auf und landete damit gleich seinen ersten Top 10 Hit außerhalb der Türkei.
Im Sommer 2004 veröffentlichte Mustafa Sandal in Kooperation mit VW in der Türkei ein Album und den Titelsong der 'VW-Touareg' Kampagne. Die Fans lagen ihm förmlich zu Füßen.
Insgesamt ein gelungener Abend und eine willkommende Gelegenheit sich mal wieder die umgebaute Anlage in der Glückauf-Kampfbahn anzusehen.
Als ich so auf den Stufen der Tribüne saß und so auf die alten Treppensteine schaute, da schweifte mein Blick zurück in meine Jugendzeit. Mensch, habe ich gedacht, was könnten diese Steine alles erzählen, über all das, was sich hier mal abgespielt hatte und sie hier erlebt haben. Siege und Niederlagen, Freude und Tränen der Schalker. Als Jugendlicher hatte ich hier auch ein paar Spiele in diesem Stadion gemacht. Erinnerungen!
Hier ein Ãœberblick über die Bühne und die Videowand ...
Der Auftritt von Sümer Ezgü von der Tribühne aus gesehen ...
Danach die Show des türkischen Popidols Mustafa Sandal ...
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Nimm es als Vergnügen und es es Vergnügen! Nimm es als Qual, und es ist Qual!
indische Weisheit
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