Freitag, 23. Juni 2006
Zum Achtelfinale wird's auch schon schwer ...
Der große Hammer war das Spiel der Tschechen gegen Italien in Hamburg nicht. Dafür hatten Sie zu wenig zu bieten. Ihre bescheidenen Mittel konnten die Routiniers aus Italien nie so richtig in Verlegenheit bringen. Der tiefe Fall schockte die Tschechen, und man getrost vom Ende einer großen Generation um Pavel Nedved sprechen.
Italien und Ghana (2:1 gegen die USA) sind nun im Achtelfinale aus dieser Gruppe. Schön, dass noch eine afrikanische Mannschaft im Wettwerb ist, für sie ein historischer Erfolg. Besonders originell und süß fand ich das kleine Pappschildchen von einem Zuschauer aus Ghana. Darauf war zu lesen: "God bless America and let Ghana win." Einfach herrrlich!
Japan rüttelte am Abend bei der 1:0 Führung gegen Brasilien am weltmeisterlichen Thron, doch dann drehte der amtierende Weltmeister auf und zeigte ganz schnell, wer Herr im Hause ist. Endergebnis: 4:1 für Brasilien.
Ein echtes kleines Finale fand zwischen Kroatien gegen die "Socceroos" aus Australien statt (2:2) Die Schiedsrichterleistung von Graham Poll aus Großbritannien war eigentlich indiskutabel. Er versagte klare Elfmeter und pfiff kleine Berührungen als Elfer, wirklich kaum zu glauben. Aber der absolute Gipfel und eine Farce seiner Leistung war, dass er dem Kroaten Simunic gegn alle Regeln dreimal den gelben Karton zeigte bevor er ihn letztlich vom Platz stellte. Australien trifft nun im Achtelfinale gegen Italien.
Donnerstag, 22. Juni 2006
Heiße Party bis nach Mitternacht
Nehmen wir unsere Enttäuschung vorweg. Holland gegen Argentinien (0:0) sollte eine Fußballgala werden, gesehen haben wir eine trostlose Nullnummer. Eine ganz, ganz schwache Vorstellung der beiden "Giganten", die nur biedere Hausmannskost boten und jegliche Leidenschaft vermissen ließen. Da hatten sich sicherlich viele mehr von diesem Match versprochen.
In Gelsenkirchen fand die zweite Begegnung zwischen Portugal und Mexiko statt (2:1). Portugal war dominant, die Mexikaner hatten aber durchaus ihre Chancen, verschossen einen Elfmeter und verloren noch einen Spieler nach Gelb-Rot. Aber was soll's -Â alle Mannschaften haben sich gestern für das Achtelfinale qualifiziert, und vielleicht gibt es auch Wiedersehen mit den Mexikanern im Viertelfinale in Gelsenkirchen am 1. Juli.
Am Abend dann "Fiesta Mexikana" auf dem Buerschen Marktplatz. Nach dem Abpfiff traten mehr als 6000 Fußballfreunde aus Mexiko zum Nachspiel auf dem Springemarkt an.. Die mexikanische Band Banda El Recodo sorgte schnell für Superstimmung. Doch getreu dem Motto "Zu Gast bei Freunden" mischten sich auch viele deutsche Fußballfans unter das feierende Volk aus Mittelamerika. Das Publikum war entzückt und mitgerissen. Ausgelassene Stimmung machte sich breit, und das Bier, natürlich auch Tequila flossen in Strömen. Bei einem Bierpreis von 4 Euro für das mexikanische Bier (selbst in der WM Arena war es um einen Euro billiger) schalteten die Fans schnell auf Selbstversorgung um und besorgten sich kistenweise Nachschub aus den Supermärkten. So was nennt man dann Abzocke, oder? Ansonsten ein friedliches, freudiges, sympatisches Fest, das lange in Erinnerung bleiben wird.Â
Heiße Fete ...
Kameramann vom mexikanischen Fernsehsender Televisa TV, der die Stimmung in die Heimat übertrug...
Auffällig viele weibliche Fans hatten den Weg nach Buer gefunden und feierten ausgelassen ...
Dieser mexikanische Hochradfahrer zeigte seine Künste mitten in der Menge, der alleine war schon eine besondere Attraktion ...
...und auch abseits des Konzerts der Superband aus Mexiko City zeigten Straßenmusikanten ihr Können und sorgten allerorts für Stimmung ...
Die Band heizte ihrem Publikum ein, und die Security sorgte für die Sicherheit ...
Mittwoch, 21. Juni 2006
Mexiko trifft GE-Buer
Heute am vierten und letzten Vorrundenspieltag in der Arena in GE zwischen Mexiko und Portugal steigt auf dem Marktplatz in der buerschen City eine große, bunte mexikanische Fan-Party. Start ist um 11 Uhr, Ende nach Mitternacht..
Der mexikanische Fußballverband richtet die Fiesta aus, um den vielen mitgereisten mexikanischen Fußball-Fans den Aufenthalt in der WM-Stadt GE so angenehm wie möglich zu gestalten. 20000 Mexikaner werden nach Schätzung der Stadt erwartet, deshalb ist die gesamte Innenstadt für den Verkehr, auch die Linienbusse gesperrt.
Ich habe mich heute Mittag mal unter die Fans gemischt und diese Impressionen mitgebracht ...
hier die Bühne auf dem Marktplatz ...
farbenfrohe Fans ...
gut gelaunte Mexikaner ...
ein Sombrero gehört zur Standardausrüstung
..auch kleine Mexikanerinnen gab es auf der Fanmeile ...
...natürlich wollte ich auch einmal in der Mitte der Südamerikaner sein, denn wann werde ich so eine Fiesta noch einmal erleben. Morgen mehr über dieses einzigartige Ereignis.
Deutschland im Jubel und Fahnenmeer
Das war ganz nach dem Geschmack des Publikums und der weltweiten Fans. Der souveräne Sieg der deutschen Elf gegen Ecuador (3:0) löste eine Euphorie aus die, so meine ich, weit größer ist als 1990, 1974 oder sogar beim "Wunder von Bern". Jetzt scheint sich die Republik in einem kollektiven Rausch zu befinden. Flatternde Fähnchen an Autos und Hausfassaden, Trikots als Ausgehkleidung, sogar als Ersatz für den feinen Zwirn. Mit Schwarz-Rot-Gold beim Dreisternekoch zu dinieren, gilt plötzlich als chic. Sicherlich wird's nun ernst bei der WM, denn nun kommen andere Kaliber als in der Vorrunde auf dem erhofften Weg ins Finale. Vielleicht klappt es ja mit "dem Wunder von Berlin". Im Achtelfinale am Samstag heißt unser Gegner nun Schweden, das gestern den Engländern ein 2:2 abtrotzte. Ein "leichter Schwedenhappen"?
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Aus Niederlagen lernt man leicht. Schwieriger ist es, aus Siegen zu lernen.
Gustav Stresemann (1878-1929), deutscher Reichsaußenminister
Dienstag, 20. Juni 2006
GE im WM-Blumenschmuck
Heute mal keine Spielkommentare, sondern eine kleine Fotostrecke. Am Rande möchte ich nur erwähnen, dass ich gestern Abend mal ein "Public Viewing" im Café con Leche, einem spanischen Lokal hier in Buer, gemacht habe. Die Lautstärke der Fernseher mit original spanischem Kommentar und dazu das euphorische Sprachengewirr der Spanier und Mexikaner, das augenscheinlich noch die Medienlautstärke übertrumpfen wollte, veranlasste uns dann doch, die zweite Halbzeit wieder in heimischen Wänden weiter zu verfolgen. Aber ein Erlebnis war es schon.
Heute habe ich mal ein paar blumige WM-Schönheiten in GE festgehalten. Zum einen eine Nachbildung des WM-Logos der Stadt an der Parkallee...
Aus der Luft kann man es deutlich besser erkennen, aber ich hatte gerade leider keinen Heli wie der Franz zur Verfügung, aber eine Tafel verdeutlicht, was dort gezeigt werden sollte.
Von dort bin ich dann zum Ehrenmal nach Buer gefahren. Vom Berger See hat man einen Ausblick auf die Blumenbeete, die die Flaggen der 32 teilnehmenden Nationen verdeutlichen. Im Vordergrund die tunesische und arabische Flagge.
Hier die spanische Flagge und im Hintergrund die von Frankreich und Brasilien ...
Hier unser erster Spielgegner bei der WM: Costa Rica ...
... und das ist Portugal
Von oben blickt man hinunter zum Berger See. Im Vordergrund die deutsche Flagge , dahinter die englische und argentinische. Ich finde eine gelungene und meisterliche Leistung der Gärtnerkunst.
Man sieht GE hat sich weltmeisterlich herausgeputzt, hoffen wir nun heute, dass auch das Spiel unserer eigenen Mannschaft von solch einem Erfolg gekrönt wird. Ich muss zugeben, bei dem Versuch aller Objektivität bin ich heute doch parteiisch, wenngleich nicht gar patriotisch. Auf jeden Fall bekenne ich Farbe...smile.
Euch allen noch einen schönen Nachmittag und vielleicht ein schönes Fußballerlebnis.
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Wer zur Gemeinschaft unfähig ist, der ist es auch zur Freundschaft.
Platon (427 bis 348), Philosoph
Sonntag, 18. Juni 2006
Schwarzer Tag bei der WM
Das Spiel Portugal gegen den Iran (2:0) verlief ohne größere Höhepunkte. Ein Stunde brauchten die Portugiesen bis sie zum ersten Torerfolg kamen, ein Elfmeter schloß sich an. 3 Punkte für Portugal , und dann das Spiel abhaken.
Ganz anders dagegen das Spiel Tschechien gegen Ghana (0:2). Es war das Festival der Tränen und Fehlpässe auf Seiten der Tschechen. So erschreckend schlecht habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Dabei hatte ich sie noch nach ihrem ersten Spiel in den Favoritenkreis erhoben.
Die Ghanaer auf der anderen Seite haben alles richtig gemacht und hätten durchaus noch zwei bis drei Treffer mehr erzielen können. Leider haben sie viele Chancen einfach verballert. Die Tschechen fanden kein Mittel gegen die gut aufgelegten Afrikaner. Ein spannendes Spiel mit einem verdienten, wenn auch überraschenden Erfolg von Ghana.
Es war kein großer Tag für den tschechischen Fußball, vielleicht ist die Mannschaft aufgrund der Altersstruktur doch über ihren Zenit hinaus. Die Zuschauer im Kölner Stadion waren jedenfalls bester Stimmung und zeigten mit ihren Gesangeskünsten wie 'Viva Colonia', dass sie die WM-Partie(y)genossen haben.
Das Match der Squadra Azzurro gegen die US-Boys (1:1)Â war ein schwarzer Tag für den Fußball. Drei Platzverweise für rüde Fouls sprechen Bände! Kurios war das Eigentor von Zaccardo, der das Sprichwort untermauerte, dass ein Schuss förmlich nach hinten losgehen kann. Bester Mann auf dem Platz war Referee Jorge Lariondo aus Uruguay. Das Fairplay hatte an diesem Abend, in diesem Spiel verloren! Das wollen wir alle nicht sehen!
Übrigens die WM-Bälle hier im Bild habe ich bei unserem Juwelier des Vertrauens entdeckt. Rechts der Eröffnungsball mit Aufdruck Deutschland - Costa Rica und links das goldene Endspielmodell mit Aufdruck Berlin. Alles in limitierter Auflage - versteht sich - zum Preis von 300 Euros. Meine Frau würde sagen: Ein Schnäppchen ...smile
Euch allen noch einen friedlichen und geruhsamen Sonntag. Das Wetter ist vielversprechend, und es soll heute hier in GE wieder recht warm werden. Deshalb wird auch unser Küchenplan ganz einfach aussehen. Selbstgemachter Nudelsalat und Fleisch vom Grill.
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Die Zeit ist schnell, noch schneller ist das Schicksal. Wer feig des einen Tages Glück versäumt, er holt's nicht ein, und wenn ihn Blitze trügen.
Theodor Körner
Samstag, 17. Juni 2006
Weltmeisterliches & Beflaggung
Hab ich gestern den Topfavoriten für den Weltmeistertitel gesehen? In Gelsenkirchen blamierte Argentinien die Serben mit 6:0. Ein völliges Debakel für die Mannschaft aus Serbien/Montenegro, die auch zum letzten Mal bei einer WM zusammen aufgetreten ist. Demütigend! Die Anhänger von Schalkes Mladen Krstajic & Co konnten einem wirklich Leid tun. Das Team von Trainer Pekermann gehört nun zu den heißesten Anwärtern auf den Titel.
Beim Spiel der Niederlande gegen die Elfenbeinküste (2:1) war ich ein bisschen parteiisch für die Mannschaft der Elfenbeinküste. Sie waren für eine Überraschung gut genug. Leider war das Glück nicht auf ihrer Seite. Ein klarer Elfmeter wurde ihnen versagt. Dennoch spielten sie zu naiv und waren bei der Chancenausnutzung nicht abgeklärt genug. Holland hingegen sollte noch diesem mühsamen und glücklichen Sieg viele Kerzen anzünden und Gebete zum Himmel schicken. Ihre Fußballkünste waren mehr als depremierend und erinnerten and das alte 'Kick and Rush'-System. Mit weiten Pässen machte man das gesamte gut besetzte Mitttelfeld arbeitslos, und von der ehemaligen Kombinationsstärke und Brillianz war nichts zu spüren.
Zu Mexiko gegen Angola (0:0)Â bleibt mir nur ein Kurzkommentar. Angola hatte eigentlich keine Chance und diese haben sie genutzt.
Freundliche Fußball-WM-Stimmung in ganz Gelsenkirchen, die Welt wird wirklich mit offenen Armen aufgenommen. Die Stadt hat sich herausgeputzt. Überall Deutschland-Fahnen und-Fähnchen, auch von den teilnehmenden Ländern: an Häusern, Fahnenmasten, in Straßen, Gassen, auf T-Shirts, Kopfbedeckungen, Pkw, Lkw, Motorrädern und Fahrrädern.
Wirklich überall? Nein, eine größere Gruppe von Fahrzeugen, die sich sonst immer bei Schützen- und Stadtfesten oder beim Sommerfest mit Fähnchen schmückt, ist kahl und ohne Schmuck: die Busse und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs. Welch eine Provinzposse! Gerade wenn die Welt zuschaut und zu Gast ist, sollte auch der Personennahverkehr seine Gäste mit fröhlichen Fähnchen begrüßen und befördern.
Oder sind die Wimpel nur für Schützenfeste reserviert?
Wat armselig!
Noch schlimmer, aber sicherlich wieder typisch deutsch, ist eine aus dem Fahnenschmuck abgeleitete Patriotismusdiskussion. Wie bescheuert muss man da eigentlich sein. Die Fähnchen sind einfach rührend, herzlich und schlicht und einfach schön, weil sie zu einem Fest wie die Fußball-WM dazugehören. Selbst in den Augen ausländischer Journalisten und Intellektueller sind sie nichts weiteres als der Ausdruck von Freude, Fest und Partylaune. Nicht mehr und nicht weniger.
Heute las ich, dass der CSU Abgeordnete Johannes Singhammer sogar auf einen entsprechenden Erlaß des Innenministers drängt, dass die Bundesregierung bis zum Ende der WM eine einheitliche Staatsbeflaggung öffentlicher Dienstgebäude anordnet.
Euch allen noch ein sonniges Wochenende und viel Spaß bei allen Euren Unternehmungen. Bleibt gesund und passt auf Euch auf!
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O selig der, dem aus dem Nachklang goldener Tage die Tröstung blühet für die Gegenwart.
Friedrich Schiller
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