Lange fristete sie ein kümmerliches Dasein auf dem Grab meines Vaters. Die Friedhofsgärtner gingen nicht immer behutsam mit ihr um und beschädigten bei der Grabbepflanzung ein ums andere Mal die Wurzeln dieses Winterblühers. In den letzten Tage entfaltete sie dann doch mal ihre schönen Blüten - die Christrose. Im Altertum galt sie als Mittel zur Erhaltung der ewigen Jugend. Zu Pulver verarbeitet, auf den Boden gestreut, sollte sie gar unsichtbar machen. Sie ist auch unter dem Namen Helleborus niger, Christblume, Schneerose oder Schwarze Nieswurz bekannt, sie gehört zu den Hahnenfußgewächsen und hat folglich nichts mit Rosen zu tun. Die Heimat der Christrose sind in Kälte und Schnee die Ost- und Südostalpen und die Karpaten. Einige Arten und Sorten gehören auch zu den ersten Duftlieferanten des winterlichen Gartens.
Die Christrose beflügelte auch Eduard Mörike (1804-1875) zu dem Gedicht...
Auf eine Christblume
Die Schönste bist du,
Kind des Mondes,
nicht der Sonne.
Dir wäre tödlich
andrer Blumen Wonne.
Dich nährt,
den keuschen Leib
voll Reif und Duft,
himmlischer Kälte
balsamsüße Luft.
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Die Natur schenkt nichts, sie leiht bloß und hätte nur säumige Schuldner, wäre sie keine so unerbittliche Mahnerin.
Emanuel Werthmeier
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