Donnerstag, 5. Oktober 2006
Noch ein Welttag
Ich war selbst darüber sehr erstaunt, dass heute "Weltlehrertag" ist und das mitten in den Herbstferien ;-)) Eine zu schützende Spezies oder ein Tag , den die Welt nicht braucht? Er steht wie jedes Jahr unter dem Motto: "Qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer für eine qualifizierte Bildung und Erziehung" und feiert in diesem Jahr sein 40. Gründungsjahr. Die Education International (EI) vertritt inzwischen fast 30 Millionen Lehrerinnen und Lehrer aus 166 Ländern.
Die Bilanz sieht eher nüchtern aus. Weltweit fehlen 15 Millionen Lehrer, um allen Menschen eine Grundbildung zu ermöglichen. Nach Aussagen der Bildungsinternationale (BI) und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gehen weltweit 100 Millionen Kinder nicht zur Schule.
Und wie stets in deutschen Landen?
In den nächsten zwölf Jahren werden fast 40 Prozent der Lehrer in Pension gehen. Genügend Nachwuchs ist nicht in Sicht. Schon heute versuchen die Landesregierungen deshalb, des Fachkräftemangels Herr zu werden. Nicht immer mit konventionellen Mitteln. Rund eine Million Unterrichtsstunden werden nach seiner Schätzung bis zum kommenden Sommer ausfallen, bundesweit fehlen zwischen 14.000 und 16.000 Unterrichtskräfte.
Die Zukunft sieht nicht besser aus. "Von den derzeit 800.000 Lehrern werden in den nächsten zwölf Jahren mehr als 350.000 in den Ruhestand gehen", so der Deutsche Lehrerverband. Um die Ausfälle zu vermeiden, geht z.B. die hessische Landesregierung einen ungewöhnlichen Weg. Seit diesem Schuljahr werden Vertretungsstunden auch von Lehrkräften ohne pädagogische Ausbildung gehalten. Nun unterrichten dort Förster, Stewardessen, Archäologen, Ingenieure, Diplomübersetzer etc. Dennoch ist man der Meinung, dass dies nur die Zahlen etwas verschönert, aber das eigentliche Problem nicht an den Wurzeln gepackt wird.
Das Problem liegt ganz einfach darin, dass der Nachwuchs ausbleibt. Wenig Leistungsanreize, wenige Aufstiegschancen, unattraktive Bezahlung, zu viel Stress und das recht schlechte Image des Lehrerbilds in der Öffentlichkeit sprechen nicht für die Karriere als Pädagoge. Deshalb ist die Lage an den einzelnen Schulen in ziemlich allen Bundesländern dramatisch und katastrophal. Der vorgeschriebene Unterricht laut Stundentafel kann nicht mehr erteilt werden, und dies gilt sowohl im Bereich der Sekundarstufe I und II und in allen Fächern. An einzelnen Schulen geht man sogar soweit, dass sich Elterninitiativen bilden, die Gelder sammeln, um private Lehrer für ihre Kinder zu bezahlen.
Deutschland gehen die Lehrer aus und strebt deshalb unaufhaltsam einer Bildungsmisere entgegen, das kann man getrost als Fazit mitnehmen. Politiker finden diese Lage "beschämend", das wissen wir bereits, aber Kraftakte, um dem gegenzusteuern bleiben aus. Good bye, Schule!
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Wirklich ist jedes Kind gewissermaßen ein Genie, und jedes Genie gewissermaßen ein Kind.
Arthur Schopenhauer
Mein Tagesablauf heute: Krankengymnastik, Klausuren, mit Xmas zum Trimmen nach Wuppertal fahren, danach noch ein paar Klausuren und den Abend ausklingen lassen. Wahrscheinlich schau ich dann wieder mal "Alarm für Cobra 11", wo immer gleich zu Beginn ein Vermögen zu Schrott gefahren wird....lach...leichte Kost.
Montag, 25. September 2006
Gesunde Ernährung?
Die Geschichte ist schnell erzählt. Sie ereignete sich auf englischen Schulhöfen und betrifft die gesunde Ernährung der Schulkids. Da diese fast aus "allen Nähten platzen" wie ihre US-Vettern, hat die Regierung den Starkoch Jamie Oliver engagiert, der die Schulspeisung revolutionieren sollte. Doch das Unterfangen des Starkochs stieß auf wenig Gegenliebe. Die Zielgruppe trat beleidigt in den Streik. "Jamies 'Zeug' wie Salate und Gemüse mag ja gesund sein, aber die Kinder mögen es nicht," war die einhellige Meinung des elterlichen Burger-Imperiums. Weil die Schüler ihr Essen folglich auswärts einkauften, kam ein schulisches Ausgehverbot.
Da kochte die Empörung über. Unter dem Motto "Freies Fett für freie Bürger" gründeten Mütter in Yorkshire einen "Notdienst". In der Pause sammelten sie am Schultor Bestellungen ihrer Sprößlinge ein und zur Mittagszeit wurden dann Hamburger, Pommes, Panierwurst, Zucker-Limo und Cola frei Schultor geliefert. Zu diesem Sabotageakt fällte der Starkoch, der nun auf seinen Diät-Nudeln und Salaten sitzen blieb, ein lakonisches Urteil: "Arschlöscher"!
Nun, gesundes Essen allein denke ich, bringt nicht viel, wenn die Einstellung der Klienten und des Elternhauses nicht stimmt. Dort werden die Grundlagen für das Disaster gelegt. Hinzu kommt krasser Bewegungsmangel!! Auch Schlankheitskuren allein sind da oft wenig hilfreich.
Einen völlig anderen Trend erleben wir zur Zeit in den USA. Abmagern für Jeans der Größe zero - wer in Hollywood hip sein will, braucht Beine wie Mikados und offenbar nichts zu essen. Da greift der Schlankheitswahn um sich! Skelettierte Körper sind an der amerikanischen Westküste und insbesondere in Hollywood das Accessoire der Saison. Kommentatoren sprechen von "red carpet anorexia", Roter-Teppich-Magersucht. Victoria Beckham, Kate Bosworth oder Eva Longoria gelten als Trendsetterinnen der Strich-Mädchen mit Kleidergrößen die einem 12-jährigem Kind entsprechen. Im Sortiment der Kaufhäuser finden sich neben zero (einer in Deutschland nicht vorhandene Größe 32) sogar "negative zero" und "double zero". Klappern gehört da sozusagen zum Geschäft.;-))
Begrüßen kann ich in diesem Zusammenhang nur den Ausschluss von "Hunger-Models" von der Modewoche in Madrid Anfang September. Die Bezirksregierung von Madrid hatte für die Modewoche "Pasarela Cibeles" beschlossen, nur Models ab einem Körpermaßindex 18 zuzulassen. Dies entspricht beispielsweise 56 Kilogramm Gewicht bei einer Größe von 1,75 Metern. Damit durften 30 bis 40 Prozent der im vergangenen Jahr an der Schau beteiligten Mannequins nicht mehr teilnehmen. Mit der drastischen Maßnahme wollte die Bezirksregierung ein Zeichen im Kampf gegen Magersucht setzen.
Harald Schmidt (ARD)Â kommentierte diesen Ausschluss: "Die Models waren so dünn, sie sind beim Koksen in den Strohhalm gefallen."
Da fällt mir gerade ein, ich könnte heute Zwiebelkuchen "Badische Art" machen. Davon erzähle ich dann morgen mehr. Euch allen einen tollen Wochenstart. Ich bin so richtig hungrig auf die letzte Woche vor den Herbstferien. ;-))
Sonntag, 10. September 2006
Tag des offenen Denkmals
Rasen, Rosen und Rabatten – Historische Gärten und Parks
...ist das Thema zum heutigen Tag des offenen Denkmals in diesem Jahr. In GE haben wir da auch einiges zu bieten. Die Wasserschlösser Schloss Berge, Schloss Horst (dort ist heute das Gelsenkirchener Standesamt), Wasserburg Lüttinghof, Schloss Westerholt, Denkmäler aus der Industriekultur (Zeche Consol), die Bleckkirche (älteste Kirche Gelsenkirchens), das Rathaus in Buer und auch ehemalige landwirtschaftliche Betriebe mit altem Fachwerk, die heute z.B. als Kindergärten genutzt werden oder auch alte herrschaftliche Bergbauvillen. Alle umgeben von alten Gartenanlagen oder Parks. Das herrliche Septemberwetter lädt förmlich zu einem Rundgang durch die Stadtgeschichte nebst Besichtigung ein.
Hier ein Blick auf das Buersche Rathaus mit der Skulptur "Olympia". Von oben hat man einen herrlichen Rundblick mit Fernsicht auf die Stadt.
Dienstag, 22. August 2006
Wissen Sie, dass zwischen "Okeee" und "Okay" Welten liegen?
Okay, das wusste ich bisher auch nicht, ließ mich jedoch durch eine Glosse eines anderen belehren. Der Sprachgebrauch und die Betonung eines Wortes, ob 'Okeee' oder ob Sie in traditioneller Manier nur 'Okay' sagen, das macht schon den feinen Unterschied aus, ob Sie zum alten Eisen, dem selbst nicht mehr mit Antifalten-Öl zu helfen ist, gehören oder eher zu den jungen coolen Megatypen. Aber, so versprach der Autor, das kann man üben und lernen und gab dazu folgende Trainingsanleitung: "Stellen Sie sich locker hin, hüftbreit. Fegen Sie sich einmal cool (das Wort kennen Sie, wenn nicht: so ähnlich wie "leger", sprich läschär!) durchs Haar, ziehen Sie ihr T-Shirt etwas über den Nabel. Kein Bachnabel-Ohrring? Macht nichts, ein Gummibärchen tut’s auch. Jetzt tun Sie so, als hätte man sie gefragt, ob sie vielleicht zu einem dollen Dinner wollen: Okeee. Oder ob Sie nicht mal eine Bank zu überfallen gedenken. Okeee. Was sagen Sie jetzt. Es geht doch. Jau." Okeee, auch bei mir klingt das doch jetzt schon viel besser - so ganz jugendlich, oder?
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Die Jugend ist meist so allwissend, dass sie alles weiß, bis auf eines: dass auch einmal die Alten allwissend waren, bis sie wirklich etwas wussten.
Ernest Hemingway (1899 - 1961)Â
Montag, 21. August 2006
Urteile
Lehrer muss Bücher nicht selbst kaufen ...
Lehrer an öffentlichen Schulen müssen ihre Schulbücher nicht selbst bezahlen. Die Lehrerbesoldung sei auch nicht in Teilen zur Beschaffung von Arbeitsmitteln bestimmt, hat das Verwaltungsgericht Münster in einem Eilbeschluss entschieden. Eine Verfügung der Bezirksregierung Münster, die einen Lehrer zum Kauf der Unterrichtsmaterialien verpflichten will, sei rechtswidrig, erklärte das Gericht. Hintergrund der Entscheidung ist, dass Schulbuchverlage und Buchhändler mehr und mehr darauf verzichten, Lehrern kostenlose Buchexemplare zur Verfügung zu stellen. Bis zur Entscheidung in der Hauptsache müsse der Lehrer die Bücher nicht selbst kaufen, so das Gericht. (Az.:4 L 471/06)
Da hab ich doch also 30 Jahre was verkehrt gemacht. Wem darf/muss ich denn nun meine Quittungen einreichen, um Erstattung zu erbeten??
Kein Geld für Unfall auf Toilette ...
Die gesetzliche Unfallversicherung schützt Arbeitnehmer - und zwar im Job sowie auf dem Weg in die Firma und zurück. Der Schutz greift außerdem noch auf dem Hin- und Rückweg zur Toilette. Doch was dazwischen geschieht, ist reine Privatsache. Rutscht z.B. jemand bei der Benutzung der Toilette aus, zahlt die Versicherung nicht für eine notwendige Klinikbehandlung. (LSG Bayern, L 3 U 323/01 - 10/03)
Also Augen auf beim "Geschäftchen machen" ;-))
Donnerstag, 10. August 2006
Schule hat begonnen
Eigentlich schon gestern, aber da ist man viel mit Organisatorischem beschäftigt, auch als Einschulung bekannt. Listen auf Vollständigkeit überprüfen, korrigieren, ergänzen, überprüfen wo die ausgeliehenen Schulbücher aus der letzten Saison abgeblieben sind, schauen, dass die Klassen ihre Stundenpläne bekommen, diese dann auch die Räume finden, den Aufbau der Schule erklären, einen Rundgang machen und viele Dinge mehr. Einzelne Probleme und Dinge werden sich erst sicherlich im Verlauf der nächsten Woche auflösen oder abgeklärt werden können. Nur eins war sicher: bei dem Wetter brauchte keiner auf hitzefrei hoffen ...smile.
Ob es für die 2,9 Millionen Kinder in NRW der Schulanfang ein guter oder schlechter Tag war, das wird sich nun zeigen. Die Schulen insgesamt zeigen sich jedenfalls gut gerüstet. 7159 unbefristete Neueinstellungen von Lehrkräften hat es in NRW gegeben, so viele wie noch nie. Grund ist die steigende Zahl der Pensionierungen. Aufhorchen lässt auch die stetig sinkende Schülerzahl. Bis 2020 soll die Zahl der Schulkinder um rund 500.000 sinken, aber von einem Schulsterben will die Landesriegierung nichts wissen. Man will mit Ganztagsangeboten und Systemveränderungen dem Trend entgegenwirken. Die steigenden Schülerzahlen an den Berufskollegs und den Oberstufen der Gymnasien und Gesamtschulen führt das Ministerium auf den Lehrstellenmangel zurück.
Rund 200.000 I-Dötzchen aus NRW streben auch heute ihrem ersten Schultag entgegen, die Schultüte bzw. die Zuckertüte aus der guten alten Zeit ist ihr Begleiter. Ihren Ursprung fand ein Hamburger Brauchtumsforscher heraus. Der war in Thüringen und Sachsen. Hier spendierten stolze Eltern erstmals ihren Sprösslingen eine mächtige Tüte Konfekt zum Schulstart oder eine heimlich beim Bäcker gekaufte Tüte mit Kuchen. 1852 entstand das erste Bilderbuch zur "Zuckertüte".
Gespannt sein darf man, ob die Schultüte von heute zum "Statussymbol" aufgeppept wird, gefüllt mit Handy oder I-Pod. Der Schulstart ist auch für die Eltern nicht gerade preiswert. Addiert man den Eigenanteil der Lehrbücher und die Kosten für Hefte, Federmappe, Zeichenblock, Stifte, Füllhalter, Schultasche, Sporttasche, Sportschuhe und- bekleidung, Kopiergeld etc., so kommt man schnell auf einen Betrag von 350 Euro, ungefähr so viel wie mancher Jahresbeitrag einer KFZ-Versicherung.
Aber wie sagte schon Konfuzius (551-479 v Chr.):
"Wer das Lernen liebt, der ist dem Wissen nahe."
Den I-Dötzchen und Euch noch einen schönen, entspannten Tag. bei den Wetteraussichten am heutigen Tag kommt sicherlich so manch einer in die Versuchung, heimlich nach der Nummer des Heizölhändlers zu kramen.:-)
Montag, 7. August 2006
Trotz Ferien erster Arbeitstag
Richtig gelesen. In NRW sind noch Ferien, dennoch war an unserem Berufskolleg heute der erste Arbeitstag mit einer Lehrerkonferenz und einer Bildungsgangkonferenz. Die diente nicht als Alibifunktion, dass Lehrer auch in den Ferien arbeiten, sondern war zum ersten Mal an unserer Schule ein Experiment zur Entzerrung während des normalen Schulalltags zu Schuljahresbeginn, da diese Konferenzen erst immer nach 15 Uhr (nach dem normalen Unterricht) stattfanden und sich bis in die frühen Abendstunden hinzogen. Insgesamt fand diese Regelung positiven Anklang.
Während ich so am ersten Arbeitstag in unserem Kollegium (91 Lehrkräfte)Â herumschaute, stellte ich fest, dass ein Großteil inzwischen mit mir alt geworden ist....smile.
Das Durchschnittsalter der aktiven Lehrer, so eine Zeitungsmeldung, beträgt in NRW fast 50 Jahre. So unterrichten mit 49,4 Jahren die ältesten Lehrer an Hauptschulen. An der Grundschule ist der Durchschnittslehrer 46,5, an der Realschule 47,4, am Gymnasium 48,9 und an den Berufskollegs 47,2 Jahre alt. Die jüngsten Lehrer mit durchschnittlich 46,8 Jahren arbeiten an Gesamtschulen.
Auch beim Berufseinstieg waren die 4167 neuen Lehrer 2005 relativ alt. So zählte ein neuer Lehrer an der Gesamtschule im Durchschnitt bereits 35,2 Jahre - ein Grundschullehrer 29,5. Im Vergleich dazu war ich bei meinem Berufseinstieg mit 27 Jahren recht jung.
Jeder dritte pensionierte Lehrer in NRW geht aus Krankheitsgründen vorzeitig in Rente.
Laut Schulminsterin Barbara Sommer (CDU) verließen 2005 wegen Dienstunfähigkeit 1299 Lehrer den Schuldienst. Mit 60,5 Jahren lag das Durchschnittsalter der pensionierten Lehrer an Gymnasien am höchsten. An den Grund- und Hauptschulen quittierten Lehrer durchschnittlich mit knapp 60 den Schuldienst, an Berufskollegs mit 59, an Realschulen mit 58,4 und an Gesamtschulen mit 57,7 Jahren.
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...wenn einer hat Schule gehalten ungefähr zehen Jahr, so mag er mit gutem Gewissen davon lassen, denn die Arbeit ist zu groß und man hält sie geringe.
Martin Luther, (1483 - 1546), deutscher Theologe und Reformator
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